HYBRID CULTURES - Netzwerke ohne Zentrum

Für eine neue Repräsentation der Netzkultur!? am Mitwwoch 19.5. - 17.00 - Freiraum, MQ im Rahmen von CODED CULTURES: utonium.5uper.net/codedcultures/

 

 

 

Akteure der Netzkultur, deren hybride kulturelle Praxis wirtschaftliches Handeln nicht ausschließt, bilden zunehmend temporäre oder permanente Allianzen. Wie kann erhöhte Sichtbarkeit für diese Akteure aufgebaut und deren Aktivitäten gefördert werden, ohne dass neue Zentren Anspruch auf Repräsentation des gesamten Sektors erheben können?

 

Thomas Thurner (www.teichenberg.at) und Lorenz Seidler (esel.at) laden zum gemeinsamen Nachdenken.

 

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"HYBRID CULTURES beruht auf einem Kunst und Kulturverständnis, das keine klar getrennten Bereiche vorsieht. Das Agieren der AkteurInnen findet nicht in einem abgetrennten Feld statt. Diese Überschneidungen sind jedoch nicht willkürlich und „künstlich“, sondern referieren auf eine populäre Kultur, die sich hierzulande wohl am Besten mit „Alternativkultur“ beschreiben lässt.

 

Diese KulturakteurInnen sind in einem traditionellen Kunst/Kulturbegriff nicht erfasst. Sie sind GrenzgängerInnen zwischen den verschiedenen Milieus. Oft sind sie so erfolgreich, dass sie von der Hochkultur absorbiert werden, um dort wieder als vereinzelte KünstlerInnen-Subjekte aufzutauchen. Hinter diesen althergebrachten AkteurInnen Stereotypen verschwinden jedoch die Netzwerke und Communities, welche die Räume erst schaffen, in denen agiert werden kann, sowohl was die Werte als auch die ökonomischen Strukturen betrifft.

 

(...)

 

Unter dem Blickwinkel einer „hybriden Identität“ ist es moeglich, die jeweiligen AkteurInnen überhaupt erst in einer nicht vordeterminierten Weise zu denken. Eine a priori nicht eindeutig markierte Identität, verlagert den Blick auf die Praxis des handelnden Subjekts und deren Verortung. Im Gegensatz zu puristisch eindeutigen Identitäten, deren Begrifflichkeit immer eine Referenz auf eine vorbestimmte, geklärte, normierte Praxis ist, bietet der Ansatz einer „hybriden Identität“ den Vorteil von Durchlässigkeit und immer neuen Handlungsansätzen. Die Dynamik des gesellschaftlichen Umfelds und der eingebundenen AkteurInnen bleibt sichtbar.

 

Diese Verständnis ordnet die jeweiligen Praxen bestimmten gesellschaftlichen Räumen und Netzwerken zu, verwehrt sich also gegen die Universalisierung und damit Einfrierung der AkteurInnen zu groben „Stereotypen“. Sie macht klar, dass das Agieren der AkteurInnen immer innerhalb der Gesellschaft stattfindet, also innerhalb der Kultur, und dass eine Herausnahme ein exklusiver künstlicher Akt ist. Diese Formen der Kunst- und Kulturproduktion finden im gesellschaftlichen Raum statt. Im Gegensatz zur Konzeption einer Hochkultur verstehen sie sich darauf, mit dieser Gesellschaft in vielfacher Weise zu kommunizieren. Der Rückschluss auf eine bloße Determination durch bestimmte gesellschaftliche Praxen, der Politik oder der Wirtschaft (global und lokal) ist jedoch nicht zulässig, sondern beinahe fahrlässig.

 

Wir gehen davon aus, dass die Communities dieser „hybriden Kulturen“ in dem Teil, den wir beschreiben nicht per se Allianzen aufgrund von Verwandtschaft eingehen. Das heißt, dass thematisch verwandte AkteurInnen nicht automatisch kooperieren. Vielmehr koennen auch solche in einem Naheverhältnis stehen, die ganz unterschiedliche Inhalte haben. Affinität anstelle von Identität ist hierfür ein guter Erklärungsansatz..." (Mela Mikes)

 
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