Auf der grünen Wiese

Auf der grünen Wiese am 29.09.2005 von 22-23 Uhr auf Orange 94,0

Der Geburtstag des Kapitalismus

 

Wir stehen am Anfang des 21. Jahrhunderts... und das Wassermannzeitalter fängt ja gut an: Die ArbeiterInnenschaft ist in die Gesellschaft integriert, ArbeiterInnenbewegung und Marxismus haben ihre historische Mission, nämlich zu scheitern, erfüllt. Der Kapitalismus ist zum planetarisch geschlossenen System geworden. Nirgendwo mehr ist Leben jenseits von Wert, Ware, Geld, Arbeit und Staat möglich.

 

Der Kapitalismus ist ein System ohne Zentrum. Er ist reine Peripherie, wie Umberto Eco das einst nannte, und deswegen kann man ihn nicht ins Herz treffen, wie die Roten Brigaden das in den 1970ern verlangten. Das System hat kein Herz. Es ist vielmehr der reine Blutkreislauf, der -- unentwegt und scheinbar schon immer -- die Kapitalströme um unsere kleine, rostbraune Erde pumpt.

 

Der Kapitalismus ist wie Christo: Er hat es geschafft, aber kaum jemand will ihm dafür gratulieren.

 

Im Jahr der großen Jubiläen ist es aber mehr als nur angebracht auch dem Kapitalismus ein Ständchen zu bringen. Denn wenn er schon kein Herz hat, dann muss er aber zumindest einen Geburtstag haben. Sonst wäre er ja ohne Anfang und folglich auch... ohne Ende. Und das wollen wir ja nun auch wieder nicht.

 

Der Kapitalismus, so will es uns das bildungsbürgerliche Wissen vermitteln, sei eine Wirtschaftsordnung, die den Feudalismus und das bürgerlich-handwerkliche Stadtwesen im 17. Jahrhundert ablöste.

Das ist uns monochroms aber zu vage. Wenn schon etwas "wissen", dann wenigstens genau. monochrom bat zehn ForscherInnen aus unterschiedlichen Gebieten, sich Gedanken über den Geburtstag des Kapitalismus zu machen und diese Gedanken in Textform zu gießen. Danach wurden die Texte von SchauspielerInnen, RadiomoderatorInnen und PerformancekünstlerInnen eingesprochen.

 
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